Heide Echo Alphorn - Uwe Bartels

Das Alphorn

Ein Urkommunikationsmittel einst und heute

Das Anblasen vonRöhreninstrumenten ist uralt.Bereits Steinzeitmenschen bliesen auf hohlen Knochen. Man kennt Höhlenzeichnungen des heute noch geblasenen Didgeridoo, deren Alter auf rund 100.000 Jahre geschätzt werden.In der Fragenach Alter und Herkunft des Alphorns hegen die Forscher Zweifel, ob unter dem „Corno alpina“, das die südlichen Berggermanen hatten, von dem der Römer Tacitus berichtet,schondas heutige Alphorn zu verstehen sei.Im 2. Jahrhundert nach Chr. ist im Waadtland auf einem römischen Mosaik eine Szene von einem Hirten mit einem alphornähnlichen Instrument, LITUUS genannt, entdeckt worden.

Im 9. Jahrhundert hat der St. Gallen Mönch, Balbulus, Sequenzen notiert, die den heutigen Alphornrufen sehr ähnlich sind.In einer Sage wird berichtet, dass im Jahre 1212 der Herzog von Zähringen bei einem Streifzug durch das Lötschental ins Badschiedertal einfiel. Dabei soll ein Kuhhirt in sein Horn geblasen haben und so seine Landsleute bis nach Visp hinunter gewarnt haben.1527 wurde erstmals schriftlich festgehalten, dass es Alphörner in der Schweiz gibt. In einem Rechnungsbuch des Klosters von St. Urban war ein Eintrag von zwei Batzen an einen Walliser mit Alphorn gemacht worden.Das Instrument ist in seiner Eigenart schon sehr früh auch ausserhalb der Schweizbekannt gewesen und geschätzt worden. Im Jahre 1563 nimmt der Prinz Leonor von Orleans einen Schwyzer Alphornbläser in seinen Dienst.Im Jahre 1619 schrieb Michael Praetorius: auch findet man gar langeTrummeten, damit dieSchaper aus dem Schweitzerlande in den Städten herum lauffen und ihre Nahrung suchen.Straßenmusik mit solchen Instrumenten gab es also auch schon sehr früh.1653 blies das Alphorn die Männer zum Krieg zusammen, als man für den Bauernkrieg mobil machte.

Im 18. Jahrhundert hatten gelehrte Reisende angefangen, Alphornmelodien aufzuschreiben. Ein berühmtes Beispiel dazu ist Johannes Brahms. Am 12. September 1868 hatte er am Stockhorn eine Alphornmelodie gehört und auf einer Postkartenotiert, die er an Clara Schumann sandte. Später hat Brahms dann diese Melodie in die Sinfonie No. 1 in c- moll aufgenommen.1756 schrieb Leopold Mozart seine Sinfonia pastorella für Streicher und Horn. Sie war für ein mährisches Hirtenhorn gedacht, wird aber überwiegend auf dem Alphorn vorgetragen.

Im 19. Jahrhundert wurden weitere Kompositionen mit und für Alphorn geschrieben, so z.B. 1835 das Alpenlied von Franz Xaver Schnyder von Warthensee für Männerchor und Alphorn oder1851 von Johann Kunze für das Erzherzog-Johann-Fest in Basel eine Komposition für Gesang und Alphorn.Auch in Symphonien und Opern wurden immer wieder Melodien verwendet, die an die traditionellen Klänge von Alphörnern erinnern und so damit die Welt der Hirten veranschaulichen. Beispiele dafür sind Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 6 in F-dur, Pastorale,aus dem Jahre 1807/08 oder Richard Wagners Oper Tristan und Isolde, 3. Akt, Hirtenreigen, aus dem Jahre 1859.

Überden Bau des Alphorns

Das Alphorn bestehtin seiner Ursprungsart aus Fichtenholz. Fichte ist aber nicht gleich Fichte. Entscheidend für die Klangqualität ist die Feinjährigkeit des Holzes. Gutes Alphornholz findet man nahe der Waldgrenze, d.h. zwischen 1500 und 1800Meter .ü. M.

Der Becher wird aus zwei Teilen verleimt. Je nach Tonart besteht das Instrument auszwei oder drei Rohrlängen. Die Wandstärke des Rohres beträgt im Durchschnitt 6-8 mm. Die Öffnung des Rohres ist ein gedrechselter Hartholzring von 2,5 cm Dicke und einem Außendurchmesser von ca. 22 cm. Dieser Ring bildet den markanten Abschluss des Hornes.

Das Mundstück am oberen Ende wird in ein aufgeleimtes Hartholzstückin Form eines Fässchens gesteckt. Dieses Fässchen bildet den oberen Abschluss des Horns.

Der gerade Teil des Horns, d.h. vom Rohrübergang am Schallbecher bis zumFässchen für das Mundstück,ist mit halbiertem Peddigrohrumwickelt.Das ganze Horn wird außen mit einem strapazierfähigen Klarlack überzogen. Soweit gewünscht, wird eine Handbemalung des Bechers vorgenommen. Die Innenoberfläche des Alphorns ist mit einem atmungsaktiven Öl behandelt.

Das Mundstück bestehtvorzugsweise aus Buchs-,Zwetschgen-, Oliven-, Eiben-, oder Ahornholz.

Soweitdie Beschreibung des üblichenheutigen Alphorns.Daneben gibt es noch die wirklich urtümlichen Formen desInstrumentes. Etwadie ausgehöhlte , krumm am Hang gewachsene Fichte,als Alphornineinem Stück ! Oder denAstquirl , der an einer Schneebruchfichte alphornförmig in die Höhe wächst. Aus ihm lassen sich drei oder mehr ganz gleiche Alphörnerherstellen.Die heutigen hohen Ansprüche an Stimmungs-Genauigkeit lassen sich dabeinatürlich nur unvollkommen erfüllen.Neueste Entwicklung ist das Alphorn aus Kohlefaser,incarbon-schwarz,nicht schönund gar nicht traditionell,aber sehr exakt zu blasen , klanglich gut -und sehr teuer.